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Myokarditis

Myokarditis - Herzmuskelentzündungen – oft harmlos, aber nicht zu unterschätzen

Myokarditis - HerzmuskelentzündungAls Myokarditis wird eine Reihe entzündlicher Herzmuskelerkrankungen unterschiedlicher Ursache bezeichnet. Häufige Auslöser für Herzmuskelentzündungen sind virale, seltener auch bakterielle Infekte. Weiterhin kann die Einnahme von Medikamenten oder giftigen Substanzen zu einer Entzündung des Herzmuskels führen oder die Myocarditis als Begleiterscheinung einer anderen Erkrankungen auftreten. Bei einer gleichzeitigen Entzündung von Herzmuskel und Herzbeutel, dem Perikard, wird von einer Perimyokarditis gesprochen. Besteht zusätzlich noch eine Entzündung der Herzinnenwand, des Endokards, wird dies als Pankarditis bezeichnet.

Viele Myokarditiden verlaufen ohne akute Symptome und verheilen ohne Komplikationen. Es können aber auch unspezifische Symptome wie Atemnot, Fieber, Müdigkeit, Unwohlsein und Herzklopfen (Palpitationen) auftreten. Sie sind darauf zurückzuführen, dass durch die Entzündung die Kontraktionsfähigkeit des Herzens beeinträchtigt wird. Bei betroffenen Patienten kann es in der Folge zu verschiedenen Beschwerden und Erkrankungen kommen. Dazu zählen akute Schmerzen im Brustkorb (Thoraxschmerz) sowie – mit abnehmender Häufigkeit – Herzschwäche (Herzinsuffizienz), Herzrhythmusstörungen (Arrhythmien) und der plötzliche Herztod (kardiogener Schock).

Die Herzmuskelentzündung in der Leitlinie der AWMF

Die Arbeitsgemeinschaft der Wissenschaftlichen Medizinischen Fachgesellschaften, kurz: AWMF, ist ein eingetragener Verein, der aufgrund der „Förderung von Wissenschaft“ als gemeinnützig anerkannt ist. Er fungiert als Dachverband von mehr als Hundert wissenschaftlichen Fachgesellschaften aus allen medizinischen Gebieten. Diese Fachgesellschaften produzieren Leitlinien für Diagnostik und Therapie, die seit 1992 von der AWMF koordiniert und mithilfe von Spendengeldern finanziert werden.

In der medizinischen Leitlinie zur Herzmuskelentzündung (AWMF, Reg.-Nr.: 023/025, Geltungsbereich: Myokarditis im Kindes- und Jugendalter) wird diese als selten auftretende, aber folgenschwere Herzerkrankung beschrieben. Begründet wird dies mit den möglichen Folgeerkrankungen beziehungsweise der erhöhten Sterblichkeitsrate bei einer unbehandelten Herzmuskelentzündung. Es wird aus diesem Grund eine adäquate Diagnostik und das nötige Fachwissen zur korrekten Einschätzung der notwendigen medikamentösen Behandlung verlangt.

Mit der Leitlinie erhalten Ärzte umfangreiche Informationen, die ihnen das Erkennen und Behandeln von Myokarditiden erleichtern sollen. Zu diesem Zweck beinhaltet die Leitlinie ausführliche Informationen zu der Krankheit und ihren Leitsymptomen, zur möglichen Diagnostik, zu Therapiemöglichkeiten sowie zur Prävention und Nachsorge. Als Basis dienen von einem Fachgremium zusammengetragene Erkenntnisse in Bezug auf aktuelle wissenschaftliche Erkenntnisse und bereits bewährte Verfahren.

Ursachen für eine Myokarditis

Am häufigsten treten infektiöse Herzmuskelentzündungen auf. Für ihre Beschreibung wird der Diagnosecode I40 zu I40.0 erweitert. Die infektiösen Herzmuskelentzündungen werden vor allem durch die zu den Enteroviren gehörenden Coxsackie-Viren B2 bis B5 hervorgerufen. Ihre Übertragung erfolgt über mehrere Wege: Die von einer infizierten Person beim Ausatmen, Niesen oder Husten verteilten Tröpfchen können entweder per Kontaktinfektion über Gegenstände oder per Tröpfcheninfektion direkt durch die Luft über die Schleimhäute in den Körper anderer Personen gelangen. Als Folge sind grippeähnliche Symptome zu beobachten. Weitere Infektionen werden unter anderem durch Adenoviren (Atemwegsinfektionen, Durchfälle), Influenzaviren („echte“ Grippe), das Mumpsvirus (Mumps) und das Paravirus B19 (Ringelröteln) ausgelöst.

Bakterielle Infektionen treten in der Regel nur dann bei Personen auf, wenn das Immunsystem nicht intakt ist. Beispiele für bakterielle Erkrankungen, die mit einer Herzmuskelentzündung einhergehen können, sind Diphtherie und Tuberkulose. Hinzu kommen durch Pneumokokken ausgelöste Krankheiten wie Lungenentzündung (Pneumonie) und Hirnhautentzündung (Meningitis) sowie die durch Zecken übertragene Lyme-Borreliose.

Im Weiteren kann sich der Herzmuskel als Folge einiger Autoimmunerkrankungen wie der Sarkoidose, einer Bindegewebserkrankung, entzünden.

Toxische Formen der Myocarditis können durch eine Überempfindlichkeit gegenüber bestimmten Medikamenten und die Aufnahme giftiger Substanzen ausgelöst werden. Zu den Letzteren gehören Alkohol, der regelmäßig in größeren Mengen genossen wird, und Schwermetalle wie Blei, Kupfer und Quecksilber. Blei kann über alte Rostschutzanstriche (Mennige) und Autobatterien freigesetzt werden. Reines Quecksilber findet sich noch in alten Thermometern und Kompaktleuchtstoffröhren, die bekannteste Verbindung ist das früher für Zahnfüllungen verwendete Amalgam. Kupfer ist nach wie vor Bestandteil alter Wasserleitungen, wird aber nur an länger in der Leitung stehendes Wasser abgegeben.

Diagnostik einer Herzmuskelentzündung

Nach der ICD 10 GM lautet der Diagnosecode für eine Myocarditis I40. Um diese Diagnose stellen zu können, ist in der Regel eine umfangreiche Diagnostik nötig. Dies liegt daran, dass sowohl die vom Patienten beschriebenen Symptome als auch die Ergebnisse einer körperlichen Untersuchung nur Hinweise auf eine mögliche Myocarditis liefern können. Für eine gesicherte Diagnose sind deshalb ergänzende technische Untersuchungen nötig.

Als Ergebnis der körperlichen Untersuchung werden der Blutdruck, die Herzfrequenz und die Körpertemperatur dokumentiert. Zusätzlich wird darauf geachtet, ob es Auffälligkeiten beim Herzrhythmus und den Herz- und Lungengeräuschen gibt. Reibgeräusche beim Herzen entstehen beispielsweise, wenn der Herzbeutel entzündet ist, und eine rasselnde Lunge kann auf eine Herzschwäche hindeuten.

Bei einer Untersuchung der Blutwerte kann unter anderem festgestellt werden, ob Herzmuskelzellen geschädigt wurden. Dies ist an einer erhöhten Konzentration der Herzenzyme Kreatinkinase und Troponin zu erkennen. Im Weiteren kann der sogenannte BNP-Titer bestimmt werden. Sein Ansteigen ist ein Indiz für eine entstehende Herzmuskelschwäche.

In einem Elektrokardiogramm (EKG) weisen oft leichte, häufig vom Patienten unbemerkte Herzrhythmusstörungen, sogenannte AV-Blockierungen 1. Grades, auf eine Beteiligung des Herzens an einem viralen Effekt hin.

Mit der patientenschonenden Echokardiografie (auch Ultraschallkardio- oder Sonografie) lassen sich schon in einem sehr frühen Stadium Aussagen über die Schwere der Verlaufsform machen. In Bezug auf Myokarditiden interessieren insbesondere die Funktionsweise der beiden Herzkammern und die Bewegungen der Herzwand. Darüber hinaus kann anhand von Flüssigkeitsansammlungen im Herzbeutel (Perikarderguss) festgestellt werden, ob die Herzmuskelentzündung mit einer Erkrankung des Herzbeutels einhergeht und es sich dementsprechend um eine Perimyokarditis handelt.

Ein weiteres bildgebendes Verfahren bei der Diagnostik von Herzmuskelerkrankungen ist die Magnetresonanztherapie (MRT). Mit diesem auch als Kernspintomografie bekannte Verfahren lassen sich Herzmuskelschäden (Myokardnekrosen) und der Entzündungsprozess abbilden.

Zur endgültigen Absicherung der Ergebnisse kann unter bestimmten Umständen eine Gewebeprobe entnommen werden. Da die Probe aus entzündetem Gewebe des Herzmuskels bestehen muss, sind oft mehrere Probennahmen an verschiedenen Stellen des Herzmuskels nötig. Anschließend wird das Gewebe histologisch, immunhistologisch, molekularbiologisch und elektronenmikroskopisch untersucht. Dieses extrem aufwendige Verfahren wird jedoch nur als letztes Diagnosemittel angewandt, wenn alle weiteren Ursachen hundertprozentig diagnostisch ausgeschlossen werden konnten.

Therapie einer Myokarditis

Bei den durch Viren ausgelösten Herzmuskelentzündungen besteht in der Regel die Aussicht auf eine vollständige Heilung. In einigen Fällen können allerdings auch dauerhafte Einschränkungen auftreten. Im schlechtesten Fall kann es auch zu Verschlechterungen oder zum plötzlichen Herztod kommen.

Aus diesem Grund liegt die Priorität in der akuten Krankheitsphase vor allem auf der Schonung des Herzens und des Körpers. Insbesondere Sport sollte laut Aussage von Prof. Dr. med. Thomas Voigtländer von der deutschen Herzstiftung erst nach einer dreimonatigen Pause und einer Kontroll-Echokardiografie (Herzechokontrolle) getrieben werden. Auch auf schwere körperliche Arbeit sowie den Genuss von Alkohol und Nikotin sollte verzichtet werden, bis der behandelnde Arzt Entwarnung gibt.

Sollte sich aus der Myocarditis eine Herzinsuffizienz entwickeln, wird diese mit ACE-Hemmern und Betarezeptorenblockern behandelt. Im Gegensatz dazu ist die krankhafte Erweiterung des Herzmuskels, die inflammatorische Kardiomyopathie oder auch dilatative Kardiomyopathie, noch nicht hinreichend erforscht, sodass es keine verlässlichen Angaben in Bezug auf eine Langzeittherapie gibt.

Bei Herzmuskelentzündungen, die durch Bakterien und andere Erreger ausgelöst wurden, wird eine speziell gegen den jeweiligen Erreger gerichtete Behandlung eingeleitet.

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